Die 15. Konferenz über „Fire Retardancy and Protection of Materials” fand in Berlin bei der Bundesanstalt für Materialprüfung BAM vom 22.-26. Juni 2015 statt und wurde von mehr als 200 Teilnehmern besucht. Vor der Konferenz fand am Sonntag, dem 21. Juni, ein Workshop zu „Small-Scale Fire Testing“ mit den Themen Cone-Kalorimetrie, Mikro-Verbrennungs-Kalorimeter, Kalorimeter-Entwicklungen in internationalen Normen und Vorschriften, sowie Herausforderungen für Brandprüfungen im Labormaßstab statt.
Diese wichtige europäische Konferenz befasste sich mit dem Stand der Technik und neuen Entwicklungen im Bereich Flammschutz und diente besonders dem Ziel, Grundlagen und angewandte Brandschutzforschung zu fördern sowie den Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaftlern aus Industrie und Hochschule zu ermöglichen.
Es gab 13 Abschnitte mit insgesamt 64 Vorträgen und 64 Postern zu allgemeinen Grundlagen des Brandschutzes, neuen Entwicklungen bei phosphorhaltigen Flammschutzmitteln, zur Rolle von Radikalgeneratoren, biobasierten Flammschutzmitteln, neuen Entwicklungen zur Intumeszenz, zum letzten Stand bei Nanostrukturen und Nanocomposites, Flammschutz von Textilien, Brandverhalten von Kabeln, zu Industrieanwendungen und Industriesichtweisen.
Die Tagung begann mit einer Übersicht zum Flammschutz in der Vergangenheit und Ideen für die Zukunft. Einige sehr interessante grundlegende Gesichtspunkte zum Brennvorgang von Polymeren wurden in Beiträgen zum Schmelztropfen und Brennen von Thermoplasten sowie zur Rolle eines Flammenkalorimeters im Milligrammbereich bei der Einschätzung des Brennverhaltens gezeigt.
Eine Reihe von Vorträgen hatte phosphorhaltige Produkte zum Thema, wobei reaktive und additive Systeme, DOPO-Derivate, biobasierte und polymere Flammschutzmittel abgehandelt wurden. Ein besonders interessante Reihe von Beiträgen handelte von Radikalgeneratoren, beginnend mit einem Überblick und weiteren Vorträgen zu Polystyrolschaumstoffen und Polyolefinen.
Nanostrukturen, Nanocomposites und nano-intumeszierende Verbindungen wurden in mehreren Vorträgen zu Graphen, doppellagigen Hydroxiden, Coatings für Polymerschäume, und Krustenbildnern in flammgeschütztem EVA vorgestellt. Neue Flammschutzmittelsysteme für Textilien, biobasierte Verbindungen und Textilien bestehend aus Nanocellulose und Nanotonerden wurden diskutiert.
Ein Abschnitt thematisierte Luft- und Raumfahrt mit Beiträgen zum Brandschutz von Composites durch Coatings, Kohlenstoffnanoröhrchen und elektrogesponnene Nanofasern, sowie zu einem mittelgroßen Brandtest. Composite Luft-und Raumfahrt-Strukturen wurden darüber hinaus auf ihr Brand-, Rauch und Toxizitätsverhalten untersucht. In diesem Zusammenhang diskutierte ein Beitrag die Rolle einatembarer Fasern in Kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen während des Verbrennungsprozesses.
Das Brandverhalten von Kabeln, Pyrolysemechanismen und Prüfverfahren wurden im weiteren Verlauf angesprochen.
Aus Sicht der Industrie wurden die Vor- und Nachteile halogenhaltiger und halogenfreier Flammschutzmittelsysteme in technischen Kunststoffen, die Verwendung sichererer Flammschutzmittelalternativen durch neue Methodologien zur Einschätzung von Produkten im E&E Bereich, und die Anwendung nachhaltiger Brandschutzlösungen für Flammschutzmittel diskutiert.
Die Tagung gab einen ausgezeichneten Überblick zum heutigen Stand der Technik und zu zukünftigen Entwicklungen auf dem komplexen Gebiet des Flammschutzes von Polymeren und Flammschutzmitteln.
Weitere Einzelheiten zum Tagungsprogramm unter http://www.frpm2015.bam.de/en/home/index.htm.