Verglichen mit anderen Verkehrsmitteln sind die Brandschutzanforderungen für Busse eher niedrig. Warum? Weil es sehr schwer ist, sich aus Bränden in Flugzeugen, Hochgeschwindigkeitszügen und Schiffen zu retten, während es verhältnismäßig einfach erscheint, aus einem brennenden Bus zu flüchten. In den letzten Jahren hat jedoch eine Reihe von Brandunglücken gezeigt, dass dies nicht der Fall ist.
Nach der Busbrandkatastrophe im November 2008 in der Nähe von Hannover mit 20 Todesfällen begann man in Europa damit, die bestehende Brandsicherheit von Materialien und Komponenten in Bussen zu hinterfragen. Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa UN/ECE, Abschnitt Verkehr, und hier die Arbeitsgruppe 29 zu allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen (GRSG) überarbeitete daraufhin die Regelung Nr. 118 „Einheitliche technische Vorschriften über das Brennverhalten von Materialien der Innenausstattung von Kraftfahrzeugen bestimmter Klassen“, die sich ursprünglich auf die Europäische Richtlinie 95/28/EC mit dem Bunsen Brenner Test zur horizontalen Flammenausbreitung an kleinen Proben nach FMVSS 302, dem Test mit kleiner Flamme an Vorhängen (ISO 6941) und dem Tropftest für Fahrzeughimmel (NF P 92505) beziehen.
Ein Vorschlag der Nordischen Länder betraf die Verbesserung des Brandschutzes in Bussen durch Übernahme der sehr strengen Tests für Oberflächenbeschichtungen (ISO 5658-2) und Bodenbeläge (EN ISO 9239-1) sowie für Rauchentwicklung und Toxizität der Brandgase (Rauchkammer nach ISO 5659-2), die in der EU für Hochgeschwindigkeitszüge (EN 45545-2) und international für Seeschiffe (IMO FTP-Code) Verwendung finden. Der andere Vorschlag von Deutschland und Frankreich beinhaltete kleinere Ergänzungen zu 95/28/Ec, indem alle senkrecht angeordneten Materialien anstelle der Vorhänge geprüft wurden und die zusätzliche Einführung eines Brenntests mit kleiner Flamme für Leitungen und Kabelvorgeschlagen wurde. In einem Kompromiss enthält die neue Regelung Nr. 118 nun die folgenden Tests zum Brennverhalten:
Wird der Senkrechttest bestanden, ist der Test nach FMVSS 302 nicht mehr erforderlich. Der Flammenausbreitungstest nach ISO 5658-2 für Schienenfahrzeuge kann als Alternative verwendet werden. Wird er bestanden, so brauchen alle anderen Tests nicht durchgeführt zu werden. Die Regelung Nr. 118 wird in den nächsten Jahren nicht mehr verändert werden. Die EU Richtlinie 95/28/EC zur Brandsicherheit von Bussen ist seit Anfang 2014 überholt und durch die Regelung Nr. 118 ersetzt.
Die Neufassung der UN/ECE Regelung Nr. 118 hat höhere Brandschutzanforderungen für Busse gesetzt; das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es müssen jedoch weitere Schritte folgen, um die Brandsicherheit von Bussen im Innenbereich zu verbessern; das gilt insbesondere für die Einführung von Brandtests an Sitzen.