Jüngst haben Veröffentlichungen und Zeitungsartikel, die von amerikanischen Umweltaktivisten angestoßen wurden, behauptet, dass Möbel, die Flammschutzmittel enthalten, keine höhere Sicherheit bei Bränden bieten, und Flammschutzmittel somit unnötig sind. Diese Aussage ist richtig für Möbel, die in einem fortgeschrittenen Brand einbezogen sind: hier können Flammschutzmittel die Beteiligung der brennbaren Produkte am Brand nicht mehr verhindern. Die eigentliche Rolle eines Flammschutzmittels ist es jedoch, die Entzündung und Flammenausbreitung brennbarer Produkte durch sehr kleine Zündquellen wie Zigaretten, Strichhölzer, Kerzen, Kurzschlüsse und andere elektrische Defekte zu verhindern. Da die meisten Brände durch Zündquellen sehr kleiner Energie entstehen, spielen Flammschutzmittel eine ausschlaggebende Rolle bei der Verhütung und, wenn die Zündung erfolgt ist, der Verzögerung des Entstehungsbrandes. Dadurch gewinnen die Menschen mehr Zeit zur Flucht und die Feuerwehr hat bessere Möglichkeiten zur Brandbekämpfung.
Das ist der Grund, warum weltweit Brandvorschriften besonders auf den beginnenden Entstehungsbrand ausgelegt sind und auf viele Normen verweisen, die die Grundparameter Entzündbarkeit und Flammenausbreitung im Bauwesen (Test mit kleiner Flamme nach EN 11925-2), Elektro- & Elektronik-Sektor (Flammtests nach IEC 60695-11-10 oder UL 94 V; Glühdrahttest nach IEC 60695-2-10), Verkehrswesen (verschiedene Tests mit kleiner Flamme) und für Möbel (GB: BS 5852-1; Kalifornien: CA TB 117) abdecken. Diese Normen tragen dazu bei, die meisten Brände zu verhindern oder zu verzögern. Die dort beschriebenen Anforderungen zur Entzündbarkeit und Flammenausbreitung können wirkungsvoll durch die Verwendung von Flammschutzmitteln erfüllt werden.
Eine weitere erfolgreich verlaufene Kampagne der Umweltaktivisten aus den USA hatte zum Ziel, die Einführung einer neuen Norm, die das Brandrisiko von Verbraucher- und Büroelektronik durch äußere Zündquellen abdecken sollte, zu verhindern, weil zur Erfüllung der Anforderungen Flammschutzmittel verwendet würden. Als Folge dieser Kampagne wurde die Einführung der äußeren Zündquellen in der Norm IEC 62368-1 “Elektronische Multimediageräte - Teil 1: Sicherheitsanforderungen” im Mai 2012 abgelehnt.
Der Grund für diese Kampagnen ist, dass behauptet wird, bromhaltige Flammschutzmittel im Besonderen und Flammschutzmittel im Allgemeinen, könnten toxisch oder umweltschädlich sein. Es wird nicht unterschieden zwischen einzelnen problematischen Substanzen und dem Rest der Flammschutzmittel, die keine Beeinträchtigung von Gesundheit und Umwelt verursachen. Es ist besorgniserregend, die Auswirkungen dieser Kampagnen zu sehen, die die Einführung äußerer Zündquellen im Elektro- & Elektroniksektor blockieren und in Kalifornien zu einem Vorschlag geführt haben, die derzeitigen CA TB 117 Tests durch eine einfache Prüfung mit einer glühenden Zigarette zu ersetzen, die die Entzündung von Möbeln durch eine kleine offene Flamme nicht verhindert.
Die systematische Verneinung von Entzündbarkeits- und Flammenausbreitungstests aufgrund der Verwendung von Flammschutzmitteln würde zu einer Situation führen, die den Flammschutz ganz am Beginn eines Brandes außer Acht lässt. Das würde zu einer dramatischen Zunahme von Bränden führen, die durch kleine Zündquellen ausgelöst werden, ein erhöhtes Brandrisiko für die Allgemeinheit bedeuten und als Folge zu mehr Brandtoten führen.