Die internationale Normungsorganisation ISO (International Organisation for Standardization) ist die weltgrößte Vereinigung zur Entwicklung und Veröffentlichung internationaler Normen. ISO ist ein Netzwerk nationaler Normungsinstitute von 163 Staaten mit einem zentralen Sekretariat in Genf, Schweiz. ISO ist eine Nicht-Regierungsorganisation mit Brückenfunktion zwischen öffentlichem und privatem Bereich. Einerseits sind viele ihrer Mitgliedsinstitute Teil der Regierungsstruktur ihrer Länder oder von ihren Regierungen beauftragt, andererseits kommen andere Mitglieder ausschließlich aus dem Privatsektor, da sie von nationalen Industrieverbänden gegründet wurden. Daher berücksichtigt ISO sowohl die Belange des Geschäftslebens als auch der Gesellschaft. ISO Normen werden von Technischen Komitees (TC) entwickelt durch Experten aus den Industrie-, Technik- und Geschäftssektoren, die neue Normen benötigen und sie später verwenden. Die Experten können von Vertretern aus Behörden, Prüflabors, Verbraucherverbänden, Nichtregierungsorganisationen und akademischen Gremien begleitet werden. Um bestimmte Arbeitsfelder abzudecken, können Sub-Komitees (SC) mit Arbeitsgruppen (WG) einem TC zugeordnet werden.
Brandschutzangelegenheiten werden in mehreren TCs abgehandelt. Jedoch ist das einzige TC, das sich ausschließlich mit Brandfragen befasst, ISO/TC 92 fire safety (Brandsicherheit). Der Aufgabenbereich von ISO/TC 92 ist die Erstellung von Normen zur Einschätzung
sowie Methoden zur Verringerung der Brandgefahr und -risiken durch Ermittlung der Leistung und des Verhaltens dieser Materialien, Produkte und Komponenten, Gebäuden und Bauteilen.
Die Sub-Komitees von ISO/TC 92 befassen sich mit folgenden Themen:
SC1 - Fire initiation and growth (Brandentstehung und -entwicklung)
SC2 - Fire containment (Brandeindämmung)
SC3 - Fire threat to people and environment (Brandgefährdung für Mensch und Umwelt)
SC4 - Fire safety engineering (ingenieurmäßiger Brandschutz)
TC 92/SC 1 - Fire initiation and growth hat viele Normen entwickelt, die die grundlegenden Brandparameter Brennbarkeit, Verbrennungswärme, Flammenausbreitung, Wärmeabgabe und Rauchentwicklung betreffen. Die meisten sind in die europäische Harmonisierung für Bauprodukte, Schienenfahrzeuge, und in die internationale maritime Organisation IMO für Seeschiffe eingeflossen. Die wichtigsten Aktivitäten sind zurzeit die Überarbeitung der Normen zu Cone-Kalorimeter, Messung des Brandverhaltens, Großraumtest, Entzündbarkeit, Sandwichplatten und FTIR Messung toxischer Gase.
TC 92/SC 2 - Fire containment entwickelt Normen zum Feuerwiderstand und integriert Berechnungsmethoden in den ingenieurmäßigen Brandschutz. Die derzeitigen Arbeiten beziehen sich auf den Feuerwiderstand von Bauteilen sowie deren rechnergestütztes Design und die Beanspruchung von Bedachungen durch Feuer von außen.
TC 92/SC 3 - Fire threat to people and environment Die wichtigsten Themen betreffen Berechnungsmethoden für Brandgase, Analysenverfahren, Anpassung an den ingenieurmäßigen Brandschutz, in Bränden gebildete Zersetzungsprodukte, akut toxische Wirkungen, Schadstoffe in Ruß, Rauch und Einflüsse auf die Umwelt. Zurzeit liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf lebensbedrohliche Brandkomponenten, Probenahme und Analyse von Brandgasen und Entstehung und Messung von Aerosolen.
TC 92/SC 4 - Fire safety engineering Die Arbeiten umfassen die Einschätzung, Verifizierung und Validierung von Berechnungsverfahren sowie Risikoeinschätzungsmethoden. Brandzonenmodelle und Szenarien zum Verhalten von Menschen im Brandfall sind derzeitige Themen.