Die internationale Elektrotechnische Kommission IEC und Aktivitäten zu Brandgefahren in 2010

Die internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) wurde 1906 gegründet und besteht aus 82 Nationalen Komitees (59 Mitglieder und 22 außerordentliche Mitglieder), die alle Industrieländer der Welt vertreten. IEC erarbeitet und veröffentlicht internationale Normen für alle elektrischen, elektronischen und ähnlichen Technologien. Sie dienen als Grundlage für nationale Normung und als Referenz zu Entwürfen internationaler Ausschreibungen und Verträge. Die multilateralen IEC Systeme zur Konformitätsbewertung basieren auf internationalen IEC Normen und sind global in Konzept und Praxis; sie bauen Handelshemmnisse ab und helfen so der Industrie, neue Märkte zu erschließen. Eine der wichtigsten Konformitätsbewertungen ist das CB Schema (CB Scheme). Es basiert auf dem Prinzip der gegenseitigen Anerkennung durch Zertifizierung mit Hilfe international anerkannter Normen. Mit seinen 53 Mitgliedern ist das "International Electrotechnical Committee for Conformity Testing to Standards for Electrical Equipment (IECEE)" ein globales Netzwerk nationaler Zertifizierungsstellen "National Certification Bodies (NCBs)", das sich auf gegenseitige Anerkennung von CB Testzertifikaten und -Berichten verständigt hat. Das CB Scheme basiert auf der Verwendung internationaler (IEC) Normen und auf vielen spezifischen Produktkategorien, die von IECEE eingeführt wurden. Beispiele dafür sind IEC 60065 „Audio-, Video- und ähnliche elektronische Geräte - Sicherheitsanforderungen" oder IEC 60335 „Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke". Wenn ein Produkt bereits UL-gelistet, klassifiziert, anerkannt (Recognized) oder ein Prüfzeichen, wie die deutschen GS- oder VDE-Prüfzeichen, besitzt, reicht das gewöhnlich für die Erteilung des CB-Scheme aus. In einigen Fällen sind zusätzliche Prüfungen notwendig, um nationalen Abweichungen zu genügen.

Die Erarbeitung von Normen,  technischen Spezifikationen,  Berichten oder Leitfäden ist Aufgabe der Technischen Komitees. IEC arbeitet mit zahlreichen anderen internationalen Organisationen, vor allem ISO, sowie mit dem europäischen Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) zusammen. Die wichtigsten Technischen Komitees, die sich mit Brandgefahren und entsprechender Normung befassen, sind

  • IEC/TC20 Elektrische Kabel IEC 60332
  • IEC/TC61 Haushaltsgeräte IEC 60335
  • IEC/TC74 IT-Geräte IEC 60950
  • IEC/TC89 Brandgefahr IEC 60695
  • IEC/TC92 Audio/Video-Geräte (TVs) IEC 60065
  • IEC/TC108 (Verschmelzung IT / Audio-Video) IEC 62368

Eine der wichtigsten IEC-Entwicklungen zur Brandgefahr der letzten Jahre war die Einführung von Anforderungen zu äußeren Zündquellen für IT- und Audio/Video-Geräte in IEC/TC 108 "Sicherheit von elektronischen Geräten in den Bereichen Audio/Video, Informations- und Kommunikationstechnologie", die zur neuen Technischen Spezifikation IEC/TS 62441 "Accidentally caused candle flame ignition" (unabsichtlich verursachte Entzündung durch Kerzenflamme) führten.

Die Kriterien beinhalten die Prüfung mit einem Bunsenbrenner, der eine Kerzenflamme simuliert (UL 94 Vertikaltest). Materialien oder Teile (äußere Gehäuse > 300 g), die dieser Flamme ausgesetzt werden, dürfen nur so viel Wärme entwickeln, dass es nicht zur Entzündung anderer Teile kommt. Sie müssen mindestens die Einstufung UL 94 V1 erreichen. Diese Anforderungen sollten sukzessive in die zurzeit gültigen IT-Geräte- und Audio/Video-Gerätenormen IEC 60950 und IEC 60065 übernommen werden und weltweit gelten. Sie sollten auch in die neue IEC Norm 62368 "Audio/Video-, Informations- und Kommunikationstechnologie-Geräte - Sicherheitsanforderungen" einfließen mit dem Ziel, die beiden zurzeit gültigen Normen zu IT und Audio/Video später zurückzuziehen.

Im April 2008 wurde der Entwurf IEC CDV (Committee Draft for Vote) 62368 durch die IEC Mitgliedsstaaten abgelehnt. Grund dafür waren Bedenken wegen der nicht definierten Risiken durch Verwendung von Chemikalien und unzureichender Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag. Auch die Übernahme der Anforderungen von IEC/TS 62441 in die beiden IT- und Audio/Video-Normen wurde aus denselben Gründen abgelehnt, jedoch für die entsprechende europäische Norm EN 60065 angenommen. So ergab sich die seltsame Situation, dass für TV-Geräte die Prüfung auf äußere Zündquellen in Europa gemäß EN 60065 notwendig ist, während sie für den Rest der Welt nach IEC 60065 entfällt.

Die neue Norm IEC 62368-1:2010 wird derzeitig überarbeitet und voraussichtlich im August 2012 veröffentlicht. Möglicherweise werden die Anforderungen zu äußeren Zündquellen dann übernommen, da parallel dazu die technische Spezifikation IEC/TS 62441 Ed. 1.0 von 2007-03 "Accidentally caused candle flame ignition for audio/video, communication and information technology equipment" genormt und in IEC 62368-1 darauf Bezug genommen werden soll. Es gibt auch Überlegungen, diese Anforderungen für weiße Ware zu einzuführen.

 

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