RoHS Neufassung: Mitglieder des europäischen Parlaments erzielen Kompromiss zu halogenhaltigen Flammschutzmitteln
Die Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in elektrischen und elektronischen Geräten (RoHS, 95/2002/EC) wird zurzeit durch die europäischen Institutionen überarbeitet. Das Umweltkomitee des europäischen Parlaments ist mit ihrer gesetzlichen Umsetzung befasst. Zunächst war vorgeschlagen worden, bromierte und chlorierte Flammschutzmittel in die Liste der verbotenen Substanzen aufzunehmen. Nach intensiver Diskussion wurde jedoch ein neuer Vorschlag erarbeitet, in dem bromierte und chlorierte Flammschutzmittel in einen Anhang aufgenommen werden sollen, einer Liste zur weiteren Bearbeitung durch die Kommission. Darüber hinaus wurde vorgeschlagen, folgende Erklärung einzufügen "Die technische Entwicklung von Elektro- und Elektronik-Geräten ohne Schwermetalle, bromhaltige und chlorhaltige Flammschutzmittel, PVC, und gefährliche Weichmacher sollte berücksichtigt werden". Das Umweltkomitee wird die RoHS Neufassung Anfang Juni 2010 behandeln und möglicherweise die Änderungen annehmen. Der nächste Schritt ist die erste Lesung im Plenum, vorgesehen für den 5. Juli 2010.
Weitere Einzelheiten: Status of RoHS recast in European Parliament:
http://www.europarl.europa.eu/oeil/FindByProcnum.do?lang=2&procnum=COD/2008/0240
Status in European Commission:
http://ec.europa.eu/prelex/detail_dossier_real.cfm?CL=en&DosId=197710
EU Einschätzung der Auswirkungen bei der Substitution von Flammschutzmitteln
Im Zuge der Diskussionen zum Verbot aller brom- und chlorhaltigen Flammschutzmittel in der Neufassung der RoHS Richtlinie wurde von der Kommission an Europe Economics, eine in London ansässige Beratungsfirma, eine Studie in Auftrag gegeben. Diese Studie analysiert die Substitutionsmöglichkeiten zu halogenfreien Flammschutzmitteln und PVC-freien Produkten und bewertet die möglichen Auswirkungen der vorgesehen Änderungen durch das europäische Parlament in der RoHS Richtlinie. Die Gesamtaussage für Flammschutzmittel ist, dass es beträchtliche Gesundheitsvorteile durch das Verbot halogenierter Flammschutzmittel geben könnte; der Umweltnutzen jedoch zumindest fragwürdig ist. Der Studie mangelt es jedoch an Kenntnis zu Umwelt-, Technik- und Marktgrundlagen, und die Autoren geben selber an, dass sie die Studie im gegebenen Zeitrahmen und aufgrund von Datenlücken nicht gründlich genug abschließen konnten. Hinweise zu Bandbreiten von Flammschutzmittelpreisen werden in einem pinfa* Vortrag vor dem europäischen Parlament gegeben.
Weitere Einzelheiten: Impact Assessment of some of the European Parliament's amendments on the Commission Recasting Proposal on RoHS (Version May 2010):
http://www.europarl.europa.eu/activities/committees/studies.do?language=EN
pinfa presentation to European Parliament Environment Committee:
http://www.pinfa.eu/uploads/Documents/PINFA-meeting_European_Parliament_RoHS_20100323_Final.pdf
Große Computerhersteller nehmen Stellung
Acer, Dell, Hewlett Packard und Sony Ericsson unterstützen das Verbot aller bromhaltigen Flammschutzmittel in Elektro- und Elektronik-Geräten. Die Unternehmen unterstützen nicht nur Vorschläge zum Verbot von Hexabromcyclododecan (HBCD) zusätzlich zu Decabromodiphenylether (Deca-BDE; bereits verboten) in der derzeit überarbeiteten EU RoHS Richtlinie, sondern alle bromhaltigen Flammschutzmittel in dieses Verbot einzuschließen.
Hewlett Packard (HP) stellt fest, dass ein solches Verbot "technisch machbar" ist, und dass HP selbst plant, auf bromhaltige Flammschutzmitttel in allen neu eingeführten Rechnern ab 2011 vollständig zu verzichten. ACER wird mit der Aussage dem europäischen Parlament gegenüber zitiert, ein solches Verbot sei notwendig, um die Markteinführung von Produkten ohne bromhaltige Flammschutzmittel nicht unnötig zu verzögern. ACER hat bereits im Januar 2010 mehrere Aspire Modelle ohne bromhaltige Flammschutzmittel eingeführt. Sony Ericsson hat seine Bereitschaft erklärt, alle halogenorganischen Substanzen aus seinen Produkten zu nehmen. Dell will ein vollständiges Verbot für 2015 unterstützen.
Weitere Einzelheiten: Hewlett Packard position: http://www.hp.com/hpinfo/globalcitizenship/environment/pdf/leadposition.pdf
ACER position: http://www.evertiq.com/news/16573
OEM companies' and NGO (European Environment Bureau) joint statement: http://www.eeb.org/EEB/index.cfm?LinkServID=AC143499-00BA-5F1E-B1F6C8FD3BAC76F3
* pinfa : Phosphorus, Inorganic & Nitrogen Flame Retardants Association