LASS, Leichtbau-Anwendungen für Schiffe und Brandsicherheit

Die Brandsicherheit von Leichtbau-Anwendungen für Schiffe wurde im Rahmen eines umfassenden Projekts, LASS, untersucht und Anfang 2009 in einem Bericht von SP, dem schwedischen technischen Forschungsinstitut, veröffentlicht[1]. Brände verursachen zehn Prozent aller Todesfälle zur See und rangieren - nach auf Grund laufen und Kollisionen - an dritter Stelle der Versicherungsentschädigungen aus Unfällen zur See.

Um Brandentstehung und -entwicklung auf Schiffen zu minimieren, hat die internationale Schifffahrtsorganisation IMO Brandsicherheitsregelungen für Handelsschiffe im Rahmen der Internationalen Übereinkunft zum Schutz des Lebens auf See (SOLAS) entwickelt. Im Juli 1998 führte IMO den Kodex für Brandprüfverfahren (FTP Code) ein. Er enthält eine Zusammenstellung von Brandprüfverfahren zum Brandschutz von Bauteilen und Materialien, die auf Schiffen Verwendung finden. Der FTP Code verwendet Brandtests, die von der Internationalen Normenorganisation ISO entwickelt wurden und die die Bereiche Nichtbrennbarkeit, Feuerwiderstand, Entflammbarkeit, Flammenausbreitung, Rauch und Toxizität von Bauteilen und Werkstoffen, sowie von besonderen Produkten wie Textilien, Polstermöbel und Betten abdecken.

Leichte Materialien im Schiffsbau erfreuen sich steigender Beliebtheit auf Grund geringerer Treibstoffkosten und weil solche Bauweisen die Stabilität des Schiffes erhöhen können. Ein Nachteil dieser Materialien ist ihr geringerer Feuerwiderstand im Vergleich zu Materialien hoher Dichte (Metalle). Die Entwicklung einer Leichtbauweise erfordert daher ein ingenieurmäßiges Brandschutzkonzept, um das gleiche Brandschutzniveau wie für traditionelle Materialien zu gewährleisten.   

Im Rahmen von SOLAS lässt die Schnellboot Vorschrift (High Speed Crafts HSC Code) nicht-metallische Baumaterialien zu, wenn sie „brandeinschränkend" ("fire restricting") sind. Das bedeutet, dass diese Materialien einen Großbrandversuch nach ISO 9705 mit strengen Anforderungen an Wärmeabgabe und Rauchentwicklung bestehen müssen.

Ausschlaggebend für dieses Projekt war es zu zeigen, dass zertifizierte brandsichere Konstruktionen aus Kompositen, z.B. Decks und Schotts mit 60 min Feuerwiderstand, möglich sind. Während es früher überhaupt keine Zertifikate für Komposite gab, entstanden im Rahmen des LASS-Projekts über ein Dutzend Bauzertifikate mit den neuen Leichtbau-Isolationsmaterialien. Diese Zertifikate ermöglichen es überhaupt erst, ein Schnellboot mit Faserverstärkten Polymer (FRP) Kompositen gemäß der Anforderungen im HSC-Code zu bauen sowie die Basis für Konstruktionen mit Kompositen in SOLAS Schiffen zu schaffen. Ein System, das erfolgreich im LASS-Projekt untersucht wurde, war ein Sandwich-Konstruktionsmaterial bestehend aus zwei Faserverstärkten Polymerlaminaten um einen leichten Kern aus PVC-Schaum oder Balsa-Holz. Das Projekt hat gezeigt, dass brennbare Sandwich-Baumaterialien die "fire restricting" Anforderungen für Schnellboote erfüllen und die Verwendung brandsicherer Konstruktionen in anderen Anwendungen für Schiffe erlauben.


[1]  Hertzberg, T. LASS, Lightweight Construction Applications at Sea. Fire Technology SP Report 2009:13

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