Glühdrahtprüfungen zu Entflammbarkeit und Entzündbarkeit von Haushaltsgeräten

Die Glühdrahtprüfungen für Enderzeugnisse und Werkstoffe gemäß IEC 60695-2-11 bis 13 werden in Europa und zunehmend in Asien verwendet, während sie in den USA keine große Rolle spielen. Die Europäische Norm EN 60335-1 "Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke Teil 1: Allgemeine Anforderungen" enthält in Abschnitt 30 „Widerstand gegen Feuer und Wärme" spezifische Sicherheitsanforderungen, die mit Hilfe der in EN/IEC 606952-10 bis 13 beschriebenen Tests erfüllt werden müssen:

  • IEC 60695-2-10 Prüfungen mit dem Glühdraht
    Glühdrahtprüfeinrichtungen und allgemeines Prüfverfahren
  • IEC 60695-2-11 Prüfungen mit dem Glühdraht
    Entflammbarkeit von Enderzeugnissen (GWT)
  • IEC 60695-2-12 Prüfungen mit dem Glühdraht
    Entflammbarkeit von Werkstoffen (GWFI)
  • IEC 60695-2-13 Prüfungen mit dem Glühdraht
    Entzündbarkeit von Werkstoffen (GWIT)

Für unbeaufsichtigte Haushaltsgeräte >0.2 A gibt es gemäß EN 60335-1, Abschnitt 30 folgende Anforderungen:

  • IEC 60695-2-11 Entflammbarkeit von Enderzeugnissen (GWT)
    750°C < 2 s, wenn > 2 s Nadelflammentest nach IEC 60695-11-5 oder Class V0/V1 nach IEC 60695-11-10
  • IEC 60695-2-12 Entflammbarkeit von Werkstoffen (GWFI)
    850°C < 30 s,
  • IEC 60695-2-13 Entzündbarkeit von Werkstoffen (GWIT)
    775°C < 5 s

Insbesondere für den GWIT Test gibt es Probleme mit der Reproduzierbarkeit und Wiederholbarkeit. Der Versuchsablauf ist wie folgt: Die Proben werden in Schritten von 50°C von 500 bis 900°C und bei 960°C 30 s dem Glühdraht ausgesetzt. Die Probe wird als entzündet eingestuft, wenn sie mehr als 5 s brennt. Die Temperatur, bei welcher das Material in 3 Versuchen sich nicht entzündet (Beispiel: 750°C) plus 25 K, wird als GWIT (775°C) bezeichnet. 

Die 5 s Entzündbarkeitsanforderung ist sehr streng und manche flammgeschützte Kunststoffe, die die Einstufung UL94 V0 erreichen, fallen durch, da sie erst kurz nach den 5 s verlöschen. Kunststoffe mit Flammschutzmitteln, die durch Verkohlung wirken, sind hier besonders betroffen.

Um den GWIT Test zu verbessern, wurde 2007 ein Rundversuch unter Beteiligung von Industrie und VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V) durchgeführt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines internationalen IEC/TC 89 Rundversuchs zur Verbesserung der GWFI und GWIT Prüfverfahren mit berücksichtigt. Beide Rundversuche zeigten, dass Prüfumgebung, Prüfkammer, Glühdraht und Temperaturmessung nicht genau definiert sind und zu streuenden Ergebnissen führen können. Mit der Ausnahme von Corona-Erscheinungen, die nicht mehr als Flammen gelten, werden die gewonnenen Erkenntnisse sehr wahrscheinlich nicht zu größeren Änderungen in den Überarbeitungen der GWFI und GWIT Normen führen.   

Beide Normen liegen nun als CDVs (Committee Draft for Voting) vor und Kommentare können bis zum nächsten Treffen von IEC/TC 89 im Oktober 2009 abgegeben werden, sind aber nicht zu erwarten. Nach positiver Abstimmung werden sie in der 1. Hälfte 2010 veröffentlicht.

Die Glühdrahtnormen IEC 60695-2-10 (Prüfeinrichtungen und Prüfverfahren) sowie IEC 60695-2-11 (GWT) werden ab 2011 überarbeitet.

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