Die international Elektrotechnische Kommission IEC und Aktivitäten zu Brandgefahren

Internationale Normen für den Elektrobereich werden von der "International Electrotechnical Commission" (IEC), die 1906, also vor mehr als hundert Jahren gegründet wurde, erarbeitet. Ziel dieser Organisation ist es, die internationale Zusammenarbeit zu allen Fragen, die Normung und damit verbundene Angelegenheiten betreffen, in den Bereichen der Elektrotechnik und Elektronik zu fördern und so internationales Einvernehmen zu festigen.
Die IEC besteht aus 69 Nationalen Komitees (52 Mitglieder und 17 außerordentliche Mitglieder), die alle Industrieländer der Welt vertreten. Die Erarbeitung von Normen, in besonderen Fällen von technischen Spezifikationen, technischen Berichten oder Leitfäden ist Aufgabe der Technischen Komitees. IEC arbeitet mit zahlreichen anderen internationalen Organisationen, vor allem ISO, sowie mit dem europäischen Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) zusammen.
Mehr als die Hälfte der über 3 500 IEC-Normen betreffen Sicherheitsfragen. Die wichtigsten Technischen Komitees, die sich mit Brandgefahren und entsprechender Normung befassen, sind

  • IEC/TC20 Elektrische Kabel IEC 60332
  • IEC/TC61 Haushaltsgeräte IEC 60335
  • IEC/TC74 IT-Geräte IEC 60950
  • IEC/TC89 Brandgefahr IEC 60695
  • IEC/TC92 Audio/Video-Geräte (TVs) IEC 60065
  • IEC/TC108 IT + Audio gegründet 2002

Eine der wichtigsten aktuellen IEC-Entwicklungen zur Brandgefahr ist die Einführung von Anforderungen an äußere Zündquellen für IT- und Audio/Video-Geräte in IEC/TC 108 "Sicherheit von elektronischen Geräten in den Bereichen Audio/Video, Informations- und Kommunikationstechnologie", die in der neuen Technischen Spezifikation IEC/TS 62441 "Accidentally caused candle flame ignition" (unabsichtlich verursachte Entzündung durch Kerzenflamme) beschrieben sind.
Kriterien für den "Widerstand gegen äußere Entzündung" wurden erarbeitet. Sie beinhalten die Prüfung mit einem Bunsenbrenner, der eine Kerzenflamme simuliert (UL 94 Vertikaltest). Materialien oder Teile (äußere Gehäuse), die dieser Flamme ausgesetzt werden, dürfen nur soviel Wärme entwickeln, dass es nicht zur Entzündung anderer Teile kommt. Die Einstufung UL 94V1 ist dafür Voraussetzung. Diese Anforderungen sollen sukzessive in die zurzeit gültigen IT-Geräte- und Audio/Video-Gerätenormen IEC 60950 und IEC 60065 übernommen werden und weltweit gelten. Sie sollten auch in die neue IEC Norm 62368 "Audio/Video-, Informations- und Kommunikationstechnologie-Geräte - Sicherheitsanforderungen" einfließen mit dem Ziel, die beiden zurzeit gültigen Normen zu IT und Audio/Video später zurückzuziehen.
Dieses Vorhaben steht jedoch neuerdings infrage, da im April 2008 der Entwurf IEC CDV (Committee Draft for Vote) 62368 durch die IEC Mitgliedsstaaten abgelehnt wurde. Grund sind Bedenken wegen der nicht definierten Risiken durch Verwendung von Chemikalien und unzureichender Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag. Auch die Übernahme der Anforderungen von IEC/TS 62441 in die beiden IT- und Audio/Video-Normen (hier finden die Abstimmungen Ende Juni und im September 2008 statt) steht noch aus. Die ganze Angelegenheit bleibt also spannend.

 

zurück