Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAM ist von EFRA, dem Europäischen Flammschutzmittelverband, beauftragt worden, ein auf europäische Wohngebäude zugeschnittenes Modell zu Brandentwicklung und Fluchtzeiten zu entwickeln, das den Brandschutz mit Hilfe von Rauchmeldern und Flammschutzmitteln optimieren soll.
Obgleich rückläufig, ist die Zahl der Brände in Europa mit jährlich ca. 4 000 Toten, davon 500 bis 600 Opfern in Deutschland, nach wie vor zu hoch. Etwa 80 % der Todesfälle sind auf Brände in Wohngebäuden zurückzuführen. Um die Zahl der Brandopfer einzudämmen, werden daher zunehmend Rauchmelder eingesetzt. In Großbritannien sind in ca. 80 % und in den USA praktisch in 100 % der Haushalte Rauchmelder vorhanden. Studien von Brandforschungsinstituten in den USA (NIST) und in Schweden (SP) haben gezeigt, dass Rauchmelder sich positiv auf die Brandsicherheit auswirken. Allerdings machten sie auch deutlich, dass oft bei Wohnungsbränden nur sehr wenig Zeit zur Flucht bleibt - manchmal sind es weniger als 4 Minuten. Die heute überall eingesetzten Kunststoffe und ihre teilweise leichte Brennbarkeit sind wohl der Grund für die dramatisch verkürzten Fluchtzeiten von ca. 17 Minuten in den Siebziger Jahren auf heute 4 Minuten.
Erste Ergebnisse wurden von der BAM im September 2005 auf der FRPM'05 Fachtagung in Berlin vorgestellt. Sie zeigen, dass in einem möblierten Raum Temperaturen von über 100°C innerhalb von 6 Minuten nach beginn des Feuers erreicht werden. Unter Einbeziehung echter und im Modell simulierter Branddaten, die von in Europa üblichen Wohnungseinrichtungen erhalten wurden, soll die Studie zeigen, dass trotz der schnellen Warnzeiten durch Rauchmelder die Verwendung von Flammschutzmitteln in Fernsehern und Polstermöbeln zur Sicherheit der Bewohner wegen der kurzen verbleibenden Zeit bis zum Flammenüberschlag (flash over) vonnöten ist. Flammschutzmittel verzögern oder verhindern gar den Beginn eines Brandes; sie verhelfen so zu längerer Fluchtzeit und retten dadurch Leben. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Kombination von Rauchmeldern als Frühwarnung und Flammschutzmitteln zur Verzögerung der Flammenausbreitung zu höherer Brandsicherheit in Wohngebäuden führen. Der Bericht zum BAM-Projekt wird voraussichtlich Anfang 2006 abgeschlossen sein.
Wohnungsbrand verursacht durch einen Fernseher